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RCDS Baden-Württemberg unterstützt Forderung nach fairer Vergütung im Praktischen Jahr während des Medizinstudiums

In den letzten Tagen sorgte eine Petition der Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland – bvmd für großes Aufsehen unter den Studenten, in welcher es um eine Verbesserung der Arbeits- und Lehrbedingungen von Medizinstudenten im Praktischen Jahr (PJ) ging. Der Marburger Bund fordert ebenfalls unter anderem eine Mindestgrenze für die Ausbildungsbeihilfe, welche dem BAföG-Höchstsatz entspricht und auch die MediMeisterschaften schlossen sich der Petition an und in vielen Universitätsstädten kam es zu Aktionen, um die Forderungen zu unterstützen.

Das PJ ist der letzte Abschnitt des Studiums und dient der Vermittlung praktischer Inhalte in Kliniken. Stattdessen werden PJler nach 5 Jahren Studium viel zu oft als billige Hilfskräfte benutzt. So kommt das Erlernen verantwortungsvollen Handelns meist zu kurz. Hinzukommt, dass viele PJ-Studenten ihren Lebensunterhalt durch Nebenjobs finanzieren müssen – trotz 40 Stundenwoche. Zum Vertiefen des theoretischen und praktischen Wissens bleibt so kaum Zeit. Wir fordern deswegen eine Unterhaltsbeihilfe vergleichbar mit der, die auch Lehramts- und Rechtsreferendare beziehen.
Auch wir als RCDS Baden-Württemberg wollen die Mediziner unterstützen und fordern deshalb bessere Arbeits- und Lehrbedingungen:
– Bereitstellung von Arbeitskleidung
– Zugang zur elektronischen Patientenverwaltung
– Zeit für Selbststudium und Lehre
– Krankheitstage, die nicht auf die 30 Fehltage angerechnet werden
– 1100€ Unterhaltsbeihilfe, orientiert am Niveau der Beihilfen für Referendare und Krankenpfleger im 3. Lehrjahr

Dazu der Landesvorsitzende Jan Seeberger “Nur gut ausgebildete Studenten können zu guten Ärzten werden. Grade vor dem Hintergrund des Ärztemangels in Deutschland grade im ländlichen Raum muss es Ziel sein, die Ausbildung junger, angehender Ärzte zu verbessern.”

Die Forderung nach einer Erhöhung der Beihilfen soll hierbei nicht dazu führen, dass Azubis und Medizinstudenten gegeneinander ausgespielt werden. “Ein gutes Studium ist nicht möglich, wenn neben einer 40-Stundenwoche noch ein Nebenjob ausgeübt werden muss”, so Seeberger weiter. Zudem sei das PJ im Medizinstudium besser zu vergleichen mit dem Referendariat im Jura- und Lehramtsstudium, da der Student hier bereits, wie durch den Namen bereits impliziert, innerhalb des Krankenhausbetriebes praktisch arbeite, wie auch Lehramtsreferendare im Schulbetrieb. Dementsprechend sollte sich die Entlohnung nicht nach dem BAföG-Satz, sondern an den Regelungen für die Entlohnung von Vorbereitungsdiensten und den Tariflöhnen orientieren. “Wir wünschen uns, dass die Beihilfen für Mediziner im Praktischen Jahr angeglichen werden an das Niveau der Beihilfen für Referendare im Jura- und Lehramtsstudium. Es ist nicht vermittelbar, dass ein angehender Lehrer höhere Beihilfen erhält als ein angehender Arzt.”

Zudem müsse langfristig darauf geachtet werden, dass sich die Entwicklung der Ausbildungslöhne von Krankenpflegern und der Vergütungen von Referendariaten langfristig nicht voneinander abkoppeln. “Akademische und Ausbildungsberufe müssen sich sinnvoll ergänzen. Daher ist es wichtig, dass Ausbildungsberufe ebenso gestärkt werden, was auch durch bessere Arbeitsbedingungen und Löhne während der Ausbildung erreicht werden kann”.

Abschließend gibt Seeberger zu bedenken: “Ja, ein Studienplatz in Medizin ist teurer als in anderen Fächern. Ebenso sind auch die Kosten im Gesundheitsbereich höhere als in anderen Branchen. Jedoch darf der Druck, die Kosten zu senken, nicht auf dem Rücken der Studenten und Auszubildenden ausgetragen werden. Stattdessen müssen wir langfristige Lösungen finden, durch die zum einen das Medizinstudium, zum anderen aber auch der gesamte Betrieb im Gesundheits- und Pflegesektor stabil ausfinanziert wird. Wir brauchen in Deutschland, insbesondere im ländlichen Raum, mehr und besser ausgebildete Ärzte und Pflegekräfte, um unseren Lebensstandard im Gesundheitsbereich weiterhin aufrecht erhalten zu können. Deshalb müssen wir auch bereit sein, mehr Geld in Studium und Ausbildung in diesen Bereichen zu investieren.”fairesPJ